Die Geschichte von Riedern
Das Dorf Riedern findet seine erste schriftliche Erwähnung schon im Jahr 1206. In einer Urkunde bestätigt der Pfalzgraf Heinrich bei Rhein den Verkauf des Gutes Breitenau durch seinen getreuen Ritter Eberhard von Riedern und dessen Brüder Hermann, Konrad und ihrer Schwester Gotesdiu, an das Kloster Bronnbach. Mit Sicherheit waren die Herren von Riedern schon sehr viel länger im Erftal ansässig, als diese Urkunde es uns belegt.
Um die Zeit der ersten Erwähnung standen in Riedern wohl nur einige Bauernhöfe. Doch schon 1277 werden in einer Schenkungsurkunde des Ritters Goltstein von Riedern an das Kloster Himmelthal, für Riedern zwei Mühlen bezeugt. In derselben Urkunde wird auch ein „Heinrich, Pfarrer zu Riedern“ benannt. Das sagt uns, dass zu dieser Zeit hier auch schon eine kleine Kirche stand.
Die Burg der Herren von Riedern war wohl zuerst nur ein festes Haus oder ein Wohnturm, (ähnlich dem Templerhaus in Amorbach) mit einer Ringmauer und Wassergraben oder mit hölzernen Palisaden umgeben. Im Laufe der Jahre wurde sie jedoch zu einem trutzigen Wasserschloss mit hohem Bergfried und mit bis zu sieben Meter hohen Ringmauern. Rings um die Burg waren zwei breite Wassergräben angelegt. Eine dritte, natürliche Barriere bildete die Erf, die noch heute im weiten Bogen die Reste der Burg umfließt.
Das erste Wappen derer von Riedern taucht um das Jahr 1277 bei Goldstein von Riedern auf. Es zeigt; in Silber eine rote Kanne mit zwei Tüllen und einem Tragering. Als Helmzier; dieselbe Kanne zwischen zwei silbernen Büffelhörnern.
Die Herren von Riedern waren wohl meist Vasallen und Dienstmänner der Erzbischöfe von Mainz, aber auch Lehensmänner der Bischöfe von Würzburg und der Grafen von Wertheim. Sie waren in den folgenden Jahrhunderten Amtmänner in Buchen, Tauberbischofsheim, Külsheim, auf der Wildenburg, Arnstein, Remlingen, Rotenfels am Main oder auch in Lauda. Auch mehrere Deutschordensritter entstammen der Niederadelsfamilie derer von Riedern.
Walter von Riedern ist (1321-1332) Deutschordenskomtur in Münnerstadt und Peter von Riedern (1470-1487) Komtur in Rotenburg und Nürnberg.
Eine Agnes von Riedern war von 1290 bis 1349 Äbtissin im Kloster Himmelthal.
1311 bis 1328 ist ein Goltstein von Riedern Domdekan in Würzburg und sein Bruder Eberhard II. ist bis zu seinem Tod 1351 dessen Nachfolger. Der Domdekan Eberhard von Riedern war auch der Stifter des Kartäuserklosters Tückelshausen bei Ochsenfurt im Jahr 1349.
Ute von Riedern (1383 - 1425 erwähnt), die Tochter des Stein von Riedern, war verheiratet mit Wilhelm von Krumbach zu Rimpar. Ihr Sohn, Johann von Krumbach, war von 1455 - 1566 Bischof zu Würzburg und Herzog von Franken. Dieser Johann von Krumbach ließ das berühmte Würzburger Herzogschwert anfertigen.
Der Ritter Eberhard IV. von Riedern war wohl eine der bedeutendsten Persönlichkeiten aus dem Hause Riedern. Er war von 1429 bis 1435 Kurfürstlicher Rat und Marschall des Pfalzgrafen Ludwig III. bei Rhein auf dem Schloss zu Heidelberg. In den Jahren 1441 bis 1452 wirkte er als Mainzer Amtmann und Burggraf auf Burg Wildenburg. 1443 wird er als Hofmeister des Erzbischofs Dietrich von Mainz bezeichnet. 1449 bis 1451 war er Kurmainzischer Vitztum in Aschaffenburg (der Vitztum oder Vizedom, vom lateinischen „Vicedomus“ war einer von drei weltlichen Stellvertretern des Mainzer Fürstbischofs). Im November 1453 erscheint Eberhard von Riedern auf dem kaiserlichen Reichstag als Gesandter des Pfalzgrafen bei Rhein. Von Februar bis April 1455 ist Eberhard von Riedern als Gesandter des Erzbischofs von Mainz auf dem kaiserlichen „Türkenreichstag“ in Wiener Neustadt. Er stellt dort die neue „Mainzer Erfindung“, den Buchdruck, Kaiser Friedrich III vor. Ab dem Jahr 1451 war Eberhard von Riedern Amtmann zu Bischofsheim, wo er am 10. Januar 1465 verstarb und beigesetzt wurde.
Philipp von Riedern (erw.1479 - 1546), der Sohn des Ritters Wendel von Riedern, spielt im Bauernkrieg 1525 als Verteidiger der Burg Ober-Lauda eine bedeutende Rolle.
Hans von Riedern zu Arnstein und Werbachhausen (1485 - 1537 erwähnt) wird im Jahr 1529 als „Hausvogt auf dem Schloss Frauenberg ob Würzburg“ erwähnt.
Sein Sohn, Hans Wilhelm von Riedern (1548 - 1582 erwähnt), war zunächst Amtmann zu Remlingen und dann 1564 Oberschultheiß zu Würzburg, 1565 Zahl- und Rentmeister auf der Marienburg zu Würzburg, 1566 Würzburgischer Kammer-Rat und 1568 - 1582 Würzburgischer Amtmann zu Rotenfels. Er verstarb am 1. April 1582 und ist zusammen mit seiner Ehefrau in Rotenfels beigesetzt.
Mit dem Tod des Tauberbischofsheimer Oberamtmann Alexander von Riedern (geb.1563) stirbt das Adelsgeschlecht „derer von Riedern“ im Jahr 1588 im Mannesstamm aus.
Seine Witwe, Anna Maria von Crailsheim lässt in der Zeit um 1591 - 1600 in der Pfarrkirche zu Tauberbischofsheim das große Prunkepitaph für sich und den Alexander von Riedern errichten.
Um das Erbe derer von Riedern entstand in den Jahren nach dem Tod des letzten Ritters von Riedern ein langer Rechtsstreit zwischen der Witwe des Alexander von Riedern, Anna Maria von Crailsheim und ihrem späteren Mann, Bernard von Wichsenstein zu Hainstadt einerseits - und dem Fürstbischof von Mainz andererseits. Das unbewohnte Schloss verfiel mehr und mehr und wurde schließlich dem Ruin preisgegeben. Bei so manchem Neubau in Riedern und Umgebung dürfte das alte Schloss nunmehr als günstiger Steinbruch gedient haben. Im Jahr 1633 wurde Riedern vom Mainzer Amtmann zu Miltenberg, Johann Caspar von Herda, im Namen des Erzbischofs von Mainz wieder in Besitz genommen. In einer Bestandsaufnahme aus dem Jahr 1672 heißt es:
„Das Schloß zu Riedern, so in einem gar engen begrieff mit einem tiefen Sumpf und morastigen Wassergraben umbzogen, gantz zum Einfallen geneigt und zu keiner reparier oder Verbesserung tüchtig. Auff dem Schloßthor ist noch ein Stüblein, welches ein Schütz oder Forstknecht, so der Herrschafft Wiesen und Wälder beobachtet, etwan bewohnen kann.“
Bis auf die Außenmauern der Kernburg wurde die Ruine im Jahr 1788 abgetragen und an ihrer Stelle ein herrschaftliches Forsthaus mit Stallungen und Nebengebäuden errichtet. Das heutige Wohnhaus wurde auf den Grundmauern des ehemaligen Torturmes der alten Burg errichtet.
Die erste Kirche in Riedern stand wohl schon um1200 in der südöstlichen Ecke des alten Friedhofs. Diese Kirche wurde bis ins 18. Jahrhundert als Friedhofskapelle und Beinhaus genutzt. Um das Jahr 1400 wurde im Bereich des heutigen Gemeinschaftshauses eine zweite, größere Kirche gebaut. Aus ihr stammt der alte Taufstein mit der Jahreszahl 1409, der heute noch in der jetzigen Kirche steht. Dieser dritte Kirchenbau stammt aus dem Jahr 1853.
Aus der Zeit um1850 stammt auch das Schulhaus, mit zwei Klassenzimmern und angebauter Lehrerwohnung. Der Schulunterricht in Riedern wurde im Jahr 1973 eingestellt und in die Grundschule nach Eichenbühl verlegt. Heute beherbergen die beiden Klassenzimmer den Riederner Kindergarten.
Die Dörfer Guggenberg und Pfohlbach rechts des Baches gehörten früher zur Gemeinde Riedern. Pfohlbach links des Baches gehörte schon immer zur Gemeinde Eichenbühl. Im Jahr 1974 wurde die ehemals selbständige Gemeinde Riedern nach Eichenbühl eingemeindet.
Hans-Peter Ripperger